Verfasst von: gdittrich | 10. September 2020

kopfbedeckte Frauen

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Gute Nachricht Übersetzung

1Kor 11,2 Ich muss euch dafür loben, dass ihr immer an mich denkt und die Anweisungen befolgt, die ich euch weitergegeben habe. 3 Ich muss euch aber auch noch dies sagen: Jeder Mann ist unmittelbar Christus unterstellt, die Frau aber dem Mann; und Christus ist Gott unterstellt.

Paulus knüpft irdische Geschlechterordnung direkt an himmlische Hierarchie an.

Doch entgegen seiner Auffassung über Christus wurde auf dem 1. Konzil von Nicäa im Jahr 325 der Glaubenssatz Christus sei wesensgleich mit dem Vater in das Glaubensbekenntnis aufgenommen und die Aussage, der Sohn sei dem Vater untergeordnet (Subordinatianismus), wurde verworfen. Steht im Korintherbrief womöglich ein häretischer Gedanke oder lagen die Kirchenväter damit falsch?

John MacArthur versucht den vermeintlichen Verstehenskonflikt folgendermaßen zu lösen.

Jesus ließ niemanden im Zweifel darüber, dass er sich dem Willen seines Vaters unterordnete (Joh 4,34; 5,30; 6,38; vgl. 1 Kor 3,23; 15,24-28 usw.). Christus war weder vor noch während noch nach seiner Menschwerdung weniger wert als sein Vater. Aber während er auf der Erde war, ordnete er sich in seiner Rolle als Erretter und Erlöser dem Vater unter. Voller Liebe ordnete er sich völlig dem Willen seines Vaters im demütigen Gehorsam unter, um den göttlichen Plan zu erfüllen. (…)

Leitung und Unterordnung basieren dabei auf Liebe und nicht auf Tyrannei. Der Vater bestimmte Christus zum Erlöser der Menschheit aus Liebe und nicht, weil er dazu gezwungen war. Der Sohn fügte sich aus Liebe dem Vater und nicht, weil er dies musste. Christus liebt die Gemeinde so sehr, dass er bereit war, für sie zu sterben.

Der Gedanke der Liebe hilft nun auch das von Paulus aufgestellte hierarchische Geschlechterverhältnis zu verstehen, ohne darin bloß einen Versuch zu sehen die männliche Vorrangstellung zu legitimieren.

Er (Christus) leitet die Seinen in Liebe, nicht mit eiserner Hand. Im Gegenzug erwidert die Gemeinde diese Liebe und unterwirft sich ihm. Ebenso sollten Männer allgemein und Ehemänner im Besonderen ihre Leitung in Liebe ausüben und nicht in Härte und Rücksichtslosigkeit. Ihnen wurde diese Autorität nicht zuteil, weil sie mehr wert oder fähiger wären, sondern weil Gott weise ist und die Menschen liebt. Frauen sollen sich in Liebe unterordnen, denn dazu sind sie erschaffen worden (vgl. 1 Tim 2,11-15). Das ist nicht eine Frage von Wert oder Würde, sondern von Aufgabe und Verantwortung.

4 Ein Mann, der im Gottesdienst öffentlich betet oder Weisungen Gottes verkündet, entehrt sich selbst, wenn er dabei seinen Kopf bedeckt. 5 Eine Frau, die im Gottesdienst öffentlich betet oder Weisungen Gottes verkündet, entehrt sich selbst, wenn sie dabei ihren Kopf nicht bedeckt. Es ist genauso, als ob sie kahl geschoren wäre. 6 Wenn sie keine Kopfbedeckung trägt, kann sie sich gleich die Haare abschneiden lassen. Es ist doch eine Schande für eine Frau, sich die Haare abschneiden oder den Kopf kahl scheren zu lassen. Dann soll sie auch ihren Kopf verhüllen.

Interessanterweise klingt es so als stelle Paulus das öffentliche Beten und prophetische Reden der Frauen im Gottesdienst gar nicht in Frage. Doch es müsse ordentlich vonstatten gehen und geregelt ablaufen. Sie sollen eine Kopfbedeckung tragen.

7 Der Mann dagegen soll seinen Kopf nicht bedecken; denn der Mann ist das Abbild Gottes und spiegelt die Herrlichkeit Gottes wider. In der Frau spiegelt sich die Herrlichkeit des Mannes. 8 Der Mann wurde nicht aus der Frau geschaffen, sondern die Frau aus dem Mann. 9 Der Mann wurde auch nicht für die Frau geschaffen, wohl aber die Frau für den Mann. 10 Deshalb muss die Frau ein Zeichen der Unterordnung und zugleich der Bevollmächtigung auf dem Kopf tragen. Damit genügt sie der Ordnung, über die die Engel wachen.

Die soziokulturelle Symbolik der Kopfbedeckung der Frauen weist sichtbar auf die Auffassung in einem Gesamtzusammenhang und dabei in einer Ordnung zueinander zu stehen.

11 Vor dem Herrn gibt es jedoch die Frau nicht ohne den Mann und den Mann nicht ohne die Frau. 12 Zwar wurde die Frau aus dem Mann geschaffen; aber der Mann wird von der Frau geboren. Und beide kommen von Gott, der alles geschaffen hat.

Abseits der gesellschaftlichen und kulturellen Deutung geht es bei Gott und dem geistlichen Verständnis nach wesentlich um Gleichberechtigung.

13 Urteilt selbst: Gehört es sich für eine Frau, im Gottesdienst ein Gebet zu sprechen, ohne dass sie eine Kopfbedeckung trägt?

Paulus verpflichtet die Frauen beim Sprechen eines Gebets im Gottesdienst eine Kopfbedeckung zu tragen. Hier wieder ein Bedingungssatz wie in Vers 5. Mit anderen Worten: Falls eine Frau im Gottesdienst ein Gebet sprechen will, soll sie eine Kopfbedeckung tragen.

14 Schon die Natur lehrt euch, dass langes Haar für den Mann eine Schande ist, 15 aber eine Ehre für die Frau. Die Frau hat langes Haar erhalten, um sich zu verhüllen. 16 Falls aber jemand mit mir darüber streiten möchte, kann ich nur eines sagen: Weder ich noch die Gemeinden Gottes kennen eine andere Sitte im Gottesdienst.

Eine Definition von Sitte besagt, dass sie in einer bestimmten Gruppe oder Gemeinschaft entstandene und für den Einzelnen verbindlich geltende Verhaltensnorm ist. Doch die Gruppe oder Gemeinschaft kann im Lauf der Zeit auch wieder eine andere Überzeugung entwickeln. Muss also das antike Geschlechterverhältnis – Mann über Frau – mit den damit einhergehenden erstarrten Rollenmustern bis heute gelten?

Paulus Denken enthält bereits emanzipatorische Ansätze. Er scheint gegen eine reine Männerkirche zu sein. John MacArthur, der den Feminismus ablehnt, legt aber klug dar, wie Unterordnung kein Abhängigkeitsverhältnis sein muss.

Doch alle Gläubigen, Männer wie Frauen, sind gleichwertig im Herrn. Für sein Werk sind Frauen genauso bedeutend wie Männer. Sie üben unterschiedliche Funktionen aus und nehmen eine unterschiedliche Stellung ein, sind aber ebenso wichtig und geistlich. Doch ist … weder der Mann ohne die Frau, noch die Frau ohne den Mann. Männer und Frauen ergänzen sich in allen Bereichen des Lebens, aber ganz besonders im Werk des Herrn, wo sie als ein göttlich abgestimmtes Team zusammenarbeiten. Sie dienen füreinander und miteinander. (…)

Es geht auch immer um eine einmütige und einheitliche Ausrichtung der Gemeinde.

Eine Gemeinde ohne gottesfürchtige Frauen kann nicht stark und effektiv sein. Wenn ein Mann seine Autorität in der richtigen Art und Weise ausübt, heißt das noch lange nicht, dass er von der Frau unabhängig ist. Und wenn sie sich ihm gebührlich unterordnet, bedeutet dies nicht, dass sie von ihm abhängig ist. Beide sind aufeinander angewiesen.

John MacArthur (https://clv.de/clv-server.de/wwwroot/pdf/255680.pdf)


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