Verfasst von: gdittrich | 10. Mai 2020

gemeinsam – allein – beides

Clusterung im Kapitel 7

  • Verse 1-6: gemeinsam
  • Verse 7-9: allein
  • Verse 10-24 gehen auf gesellschaftliches Miteinander ein (Eheverbindlichkeit, Mischehe Partnerschaft zwischen Gläubigen/Ungläubigen, soziale Platzanweisung) und werden nicht behandelt.
  • Verse 25-26: allein
  • Verse 27-32a: gemeinsam und allein 
  • Verse 32b-40: allein

gemeinsam

gemeinsam leben

Die treibende Macht der Sexualität – der nicht widerstanden werden kann – in einer beständigen Partnerschaft bändigen.

1Kor 7,1 Nun aber zu dem, was ihr geschrieben habt! Ihr sagt: »Das Beste ist es, wenn ein Mann überhaupt keine Frau berührt.«

Gedanklicher Ansatz aus der griechischen Philosophie, der Geistliches über Leibliches stellt. Schritt zur Leibfeindlichkeit liegt nahe und so entwickelte sich kirchliches Denken hin zum Mönchtum und weiter zum zölibatären Priestertum.

2 Ich dagegen sage: Damit ihr nicht der Unzucht verfallt, soll jeder Mann seine Ehefrau haben und jede Frau ihren Ehemann.

Als Antithese scheint Paulus sich gegen diese Art der sexuellen Askese zu wenden und die monogame Praxis zu bevorzugen.

Dabei ist die Heirat aber nicht in einem romantischen Liebesmotiv begründet, folgt keinen überwältigenden Schmetterlingsgefühl oder dem Wunsch, einem bestimmten Menschen möglichst lebenslang nahe zu sein. Rein pragmatisch liegt das Ziel der Ehe in der Vermeidung von Unzucht und stellt somit eine notwendige Methode dar, nicht sündigen zu müssen.

3 Der Mann soll der Frau die eheliche Pflicht leisten und ebenso die Frau dem Mann. 4 Die Frau verfügt nicht über ihren Körper, sondern der Mann; ebenso verfügt der Mann nicht über seinen Körper, sondern die Frau. 5 Entzieht euch einander nicht –

Nüchtern definiert Paulus für ehelichen Partnerschaft sogar die gegenseitige Verpflichtung die sexuelle Befriedigung des Partners sicherzustellen. Doch dabei ist nicht von sich ergebender Unterordnung zu sprechen, sondern besser von reflektierten aufeinander Achten, füreinander Dasein. Der Leitgedanke lautet: „Einer achte den andern höher als sich selbst“ (Philipper 2,3).

höchstens wenn ihr euch einig werdet, eine Zeit lang auf den ehelichen Verkehr zu verzichten, um euch dem Gebet zu widmen. Aber danach sollt ihr wieder zusammenkommen; sonst verführt euch der Satan, weil ihr ja doch nicht enthaltsam leben könnt. 6 Was den zeitweisen Verzicht angeht, so sage ich das als Zugeständnis, nicht als bindende Vorschrift.

Begrenzte Zeiten der sexuellen Abstinenz können geistlicher Orientierung und Neuausrichtung dienen. Größere geistliche Erfahrungen und Freiheiten sind damit auch Verheirateten möglich.

Nicht standhaltende unterdrückte Sexualität wird vom Teufel als Einfallstor benutzt, um uns durch sündiges Verhalten zu überwinden.

allein

allein bleiben

Gott kann neue Lebenszusammenhänge abseits sexueller Abhängigkeiten ermöglichen.

7 Allerdings wäre es mir lieber, wenn alle ehelos lebten wie ich. Aber Gott gibt jedem Menschen seine besondere Gnadengabe. Den einen gibt er diese, den andern eben andere.

Paulus widmet sein Leben uneingeschränkt Gott und praktiziert einen gnadenbegabten ehelosen Lebensstil.

Die kritisierte Eingangsaussage der Korinther von V.1f. wird nun auf einmal bejaht. Jetzt konstruiert Paulus eine Unterscheidung, die die Gläubigen klassifiziert in die, die seine besondere Gnadengabe haben und allein leben können und die, die nicht zum elitären geistlichen Single-Kreis zählen und sich mangels gottgegebener Gabe in die Ehe „flüchten“ müssen.

8 Den Unverheirateten und den Verwitweten sage ich: Es ist am besten, wenn sie meinem Vorbild folgen und allein bleiben. 9 Aber wenn ihnen das zu schwer fällt, sollen sie heiraten. Das ist besser, als wenn sie von unbefriedigtem Verlangen verzehrt werden.


25 Wie sollen sich nun aber die unverheirateten jungen Leute verhalten? Ich habe dafür keine Anweisung des Herrn, doch sage ich euch meine Meinung als einer, den der Herr in seinem Erbarmen als vertrauenswürdig erachtet und in seinen Dienst genommen hat. 26 Ich meine also, dass es wegen der bevorstehenden Notzeit das Beste ist, wenn jemand unverheiratet bleibt.

In Anbetracht der Umstände – die sich anbahnende Verfolgung, dem Kommen Jesu vorausgehende Trübsalszeit – soll es besser sein physische Bedürfnisse zurückzustellen. Ist das denn aufgrund der sexuellen Prädisposition des Menschen überhaupt möglich? Kann man sich denn willentlich der Macht der Sexualität einfach so entziehen und für ein eheloses Leben entscheiden?


32b Wenn einer unverheiratet ist, sorgt er sich, so zu leben, wie es dem Herrn gefällt. 33 Aber wenn einer verheiratet ist, sorgt er sich um die Dinge der Welt, nämlich wie er seiner Frau gefällt. 34 So zieht es ihn nach zwei Seiten. Ebenso ist es mit der Frau: Wenn sie unverheiratet ist, ist sie darum besorgt, mit ihrem ganzen Tun und Denken dem Herrn zu gehören. Wenn sie dagegen verheiratet ist, sorgt sie sich um die Dinge der Welt, nämlich wie sie ihrem Mann gefällt. 35 Ich sage das nicht, um euch zu bevormunden, sondern weil ich euch helfen will. Denn ich möchte, dass ihr ein anständiges Leben führt und beharrlich und ungeteilt dem Herrn dient.

Paulus sieht in der Ehelosigkeit die Möglichkeit ein effektiveres Leben für Gott zu führen, wohingegen die Ehe eine weltlich-partnerschaftliche Verstrickungsgefahr darstellt.

allein = besser, glücklicher?

Können also Kräfte mobilisiert werden, die sexuellen Ströme in uns zu beherrschen, um irgendwie über die Ziellinie zu gelangen?

36 Wenn nun einer meint, er begehe ein Unrecht an seiner Verlobten, wenn er sie nicht heiratet, und wenn sein Verlangen nach ihr zu stark ist, dann sollen die beiden ruhig heiraten. Es ist keine Sünde. 37 Wer aber innerlich so fest ist, dass er nicht vom Verlangen bedrängt wird und sich ganz in der Gewalt hat, der soll sich nicht von dem Entschluss abbringen lassen, seine Verlobte nicht zu berühren. 38 Wer seine Verlobte heiratet, handelt gut; aber wer sie nicht heiratet, handelt noch besser.

39 Eine Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt. Wenn er stirbt, ist sie frei, und sie kann heiraten, wen sie will. Nur darf die neue Bindung ihre Verbundenheit mit dem Herrn nicht beeinträchtigen. 40 Sie wird jedoch glücklicher sein, wenn sie unverheiratet bleibt. Das ist nur meine Meinung, aber ich glaube, dass auch ich den Geist Gottes habe.

Ist nun die Zeit des geistlichen Super-Hero gekommen, der mit göttlichem Beistand alle Lebensvollzüge beherrscht und sich ganz auf Gott hin ausrichtet?

Warum wird eigentlich nicht jeden Gläubigen die Gnadengabe des ehelosen Lebens zuteil?

allein-gemeinsam

gemeinsam + allein

In der verbleibenden letzten Zeit zählt Single oder verheiratet sein nicht mehr. Die Lebensstile verwischen, beides ist möglich. Es ist entscheidend innerlich frei zu sein und auf Gott hin zu leben.

27 Wenn du eine Frau hast, dann versuche nicht, dich von ihr zu trennen. Aber wenn du keine hast, so bemühe dich auch nicht darum, eine zu finden. 28 Heiratest du trotzdem, so ist das keine Sünde, und wenn die junge Frau heiratet, sündigt sie nicht. Ich möchte euch nur die Belastungen ersparen, die jetzt in der Endzeit auf die Eheleute zukommen.

Es geht gar nicht darum eine Veränderung herbeizuführen. Jegliche Lebenssituation ist ok. Paulus will entspannend wirken, Druck rausnehmen. Doch welche höheren „Belastungen“ haben verheiratete Paare in der Endzeit?! Das Miteinander könnte doch genauso eine Kraftquelle bedeuten!?

29 Denn ich mache euch darauf aufmerksam, Brüder und Schwestern: Die Tage dieser Welt sind gezählt. Darum gilt für die Zeit, die uns noch bleibt: Auch wer verheiratet ist, muss innerlich so frei sein, als wäre er unverheiratet. 30 Wer traurig ist, lasse sich nicht von seiner Trauer gefangen nehmen, und wer fröhlich ist, nicht von seiner Freude. Kauft ein, als ob ihr das Gekaufte nicht behalten würdet, 31 und geht so mit der Welt um, dass ihr nicht darin aufgeht. Denn die gegenwärtige Welt wird nicht mehr lange bestehen. 32 Ich möchte, dass ihr frei seid von falschen Sorgen.

Gläubige sollen bereits jetzt innerlich den zukünftigen Status des freien, allein auf Gott bezogenen Menschen vorwegnehmen. Zwar geht‘s schon darum irgendwie mit der Welt umzugehen, doch im Eigentlichen sollen wir drüber hinaussehen und eine freie Perspektive entwickeln.

Ob verheiratet oder nicht wird letztlich unerheblich, denn in Jesu zukünftigen Reich spielt dies alles keine Rolle mehr.


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