Verfasst von: gdittrich | 15. November 2020

Liebe

was wichtig scheint, aber nicht wichtig ist

WESEN DER LIEBE

Paulus zeigt den Korinthern die unerreicht hohe Bedeutung der Liebe. Er will dem Wesen der Liebe auf die Spur zu kommen. Denn wenn es keine Liebe gäbe – was würde sie ersetzen können? Für die Liebe gibt es keinen Ersatz, nichts würde sie aufwiegen oder ihren Platz einnehmen können.

1Kor 13,1 Wenn ich die Sprachen aller Menschen spreche und sogar die Sprache der Engel, aber ich habe keine Liebe – dann bin ich doch nur ein dröhnender Gong oder eine lärmende Trommel.

Wenn uns schon der Ausdruck menschlicher Stimmen berührt, wie vielmehr Engelsgesang – und nicht mal der kommt heran, ist im Vergleich nur äußerliches, substanzloses Getöns.

2 Wenn ich prophetische Eingebungen habe und alle himmlischen Geheimnisse weiß und alle Erkenntnis besitze, wenn ich einen so starken Glauben habe, dass ich Berge versetzen kann, aber ich habe keine Liebe – dann bin ich nichts.

Gerade noch forderte Paulus auf sich nach höheren Gaben ausstrecken (Kap. 12,31). Und selbst das von Jesus verwendete Gleichnis zeichnet einen Menschen demgegenüber nicht in dem Maße aus und zählt letztlich wie nichts.

  • »Ich versichere euch: Wenn euer Vertrauen [oder Glauben] auch nur so groß ist wie ein Senfkorn, dann könnt ihr zu dem Berg da sagen: ›Geh von hier nach dort‹, und er wird es tun. Dann wird euch nichts mehr unmöglich sein.« Mt 17,20b, Gute-Nachricht-Übersetzung

3 Und wenn ich all meinen Besitz verteile und den Tod in den Flammen auf mich nehme, aber ich habe keine Liebe – dann nützt es mir nichts.

Sogar der Ratschlag Jesu, alles für seine Nachfolge aufzugeben, ist für Paulus belanglos.

  • »Eines fehlt dir: Geh, verkauf alles, was du hast, und gib das Geld den Armen, so wirst du bei Gott einen unverlierbaren Besitz haben. Und dann komm und folge mir!« Mk 10,21, Gute-Nachricht-Übersetzung

Kritisiert er damit nicht Jesus und stellt sich über dessen Autorität? Drückt er damit nicht eine Haltung aus: Jesus sagte zwar, ich aber sage euch? Zumindest wirkt es anmaßend. Doch Jesus ging es genauso um innere Zusammenhänge. Glauben an sich und Nachfolge ohne Verbindung zum Nachfolgenden bleiben leer und verfehlen die gemeinte Absicht. Und selbst sein Leben zu lassen ist ohne Bedeutung. Höchstes karitatives Handeln bis zur Selbstauf- und hingabe des Martyriums reichen nicht an die Qualität der Liebe heran. Sie ist das absolut Höchste und Erstrebenswerteste, das ein Mensch erreichen kann.

Die Korinther sind ja schon an Spektakulären interessiert – Paulus lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die Liebe. Liebe ist ein Beziehungsereignis, das aus Aufeinanderbezogensein und Zusammenspiel sonst unabhängig voneinander handelnder Einheiten entsteht. Liebe und das, was aus ihr hervorgeht, ist somit unabdingbar für den Bau und die Einheit der Gemeinde. Und mehr noch – sie stellt die Voraussetzung und Grundlage für die Gemeinschaft mit Gott dar, ist selbst gelebte Gemeinschaft mit Gott.

  • Wir jedenfalls haben erkannt und halten im Glauben daran fest, dass Gott uns liebt. Gott ist Liebe. Wer in der Liebe lebt, lebt in Gott und Gott lebt in ihm. 1Joh 4,16

BESCHREIBUNG DER LIEBE

4 Die Liebe ist geduldig und gütig.

Die Liebe ist Gottes Charakterzug einer Sache betreffend und Menschen gegenüber. Geduld hat etwas mit zeitlicher Ausdehnung zu tun, Güte verweist auf Weite. Somit stimmt die Aussage: Gott steht über Zeit und Raum.

nicht ich, sondern die anderen zuerst

Die folgende Aufzählung zeigt nicht einen abzuarbeitenden Katalog, sondern beispielhaft die Lebendigkeit der Liebe.

Die Liebe eifert nicht für den eigenen Standpunkt, sie prahlt nicht und spielt sich nicht auf. 5 Die Liebe nimmt sich keine Freiheiten heraus, sie sucht nicht den eigenen Vorteil. Sie lässt sich nicht zum Zorn reizen und trägt das Böse nicht nach. 6 Sie ist nicht schadenfroh, wenn anderen Unrecht geschieht, sondern freut sich mit, wenn jemand das Rechte tut.

Diese Dinge sind eigentlich zusammengefasst das, was Paulus in den vorherigen Kapitel auszudrücken versuchte: Gemeinschaft vor Eigensinn, Streben nach Einheit, Verantwortung der Freiheit …

7 Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld.

Dieser absolute Anspruch der Liebe ist nur lebbar, wenn wir mit Gott im Heiligen Geist verbunden sind.

DAUER DER LIEBE

8 Niemals wird die Liebe vergehen.

Liebe wirkt unendlich und ist ewig, weil Gott ewig ist.

Prophetische Eingebungen hören einmal auf, das Reden in Sprachen des Geistes verstummt, auch die Erkenntnis wird ein Ende nehmen. 9 Denn unser Erkennen ist Stückwerk, und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.

Auch die höheren Gaben nach Kap. 12 sind vorläufig und unvollkommen. Liebe ist und bleibt vollkommen.

ENTWICKLUNG DER LIEBE

10 Wenn sich die ganze Wahrheit enthüllen wird, ist es mit dem Stückwerk vorbei.

Wir erleben einen Enthüllungs- und Offenbarungsprozess, bei dem sich die Wahrheit Gottes und seines Wirken nach und nach zeigen, durchsetzen und (er-) klären wird.

11 Einst, als ich noch ein Kind war, da redete ich wie ein Kind, ich fühlte und dachte wie ein Kind. Als ich dann aber erwachsen war, habe ich die kindlichen Vorstellungen abgelegt.

Paulus vergleicht die geistliche Wirklichkeit analog dem menschlichen Entwicklungsprozess. Von klein zu groß, von unreif zu reif, von unmündig zu mündig.

12 Jetzt sehen wir nur ein unklares Bild wie in einem trüben Spiegel; dann aber schauen wir Gott von Angesicht.

Jetzt ist unsere Wahrnehmung noch unscharf und nebulös, doch sie wird scharf gestellt. Wir sehen allmählich fokussierter. Und im Mittelpunkt erkennen wir mehr und mehr Gott.

Jetzt kennen wir Gott nur unvollkommen; dann aber werden wir Gott völlig kennen, so wie er uns jetzt schon kennt.

Nicht die Liebe verändert sich, sondern unsere Einsicht vervollständigt sich. Letztlich werden wir auch die Liebe verstehen.

ZUKUNFT DER LIEBE

13 Auch wenn alles einmal aufhört – Glaube, Hoffnung und Liebe nicht. Diese drei werden immer bleiben; doch am höchsten steht die Liebe.

Liebe will gelebt werden. Lasst uns in die göttliche Liebe hineinnehmen lassen. Seine Liebe empfangen, annehmen und zulassen. Gott will durch uns lieben.


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