Adventliche Gestalten sind Menschen, die das Vorige mit dem Zukünftigen verbinden. Sie sind Sprungbretter für das Neue. Eine von ihnen ist Zacharias.
Lukas 1,5 Zu der Zeit, als Herodes über das jüdische Land herrschte, lebte ein Priester namens Zacharias, der zur Priestergruppe Abija gehörte. Auch seine Frau stammte aus einer Priesterfamilie; sie hieß Elisabeth. 6 Beide führten ein Leben, das Gott gefiel; sie richteten sich in allen nach den Geboten und Anweisungen des Herrn.
Es war Gottes Gedanke den Täufer Johannes – den Vorläufer seines Sohnes – einer nach Gottes Willen und Wohlgefallen lebenden priesterlichen Familie entstammen zu lassen, um so etwas über das sich im Übergang begriffene alttestamentliche System der Juden auszusagen. 7 Sie waren aber kinderlos, denn Elisabeth konnte keine Kinder bekommen; außerdem waren sie auch schon sehr alt. Rienecker: „Ein neuer Anfang im Reiche Gottes sollte angebahnt werden durch den Durchbruch eines Elternpaares in das Glaubensleben eines Abraham und einer Sara hinein! Da aber die Verheißung an Abraham im Begriff war, erfüllt zu werden, zeigte sich auf einmal überraschend, dass hier genau dieselben Symptome in Erscheinung traten wie damals bei Abraham: „Es war kein Erbe da“! Und Elisabeth war schon längst über das Alter hinaus, wo sie noch hoffen konnte, die Mutter eines Sohnes werden zu können!“ 8 Einmal hatte Zacharias wieder Dienst am Tempel in Jerusalem, Die sich anschließende Geschichte trägt sich im „Tempel in Jerusalem“ zu – dem Ort, an dem in alttestamentlicher Zeit Gottes Präsenz auf Erden am größten und Menschen ihn am intensivsten wahrnehmen und begegnen können. weil die Priestergruppe, zu der er gehörte, gerade an der Reihe war. 9 Es war unter den Priestern üblich, die einzelnen Dienste durch das Los zu verteilen. An einem bestimmten Tag fiel Zacharias die Aufgabe zu, das Räucheropfer darzubringen. So ging er in das Innere des Tempels, 10 während das ganze versammelte Volk draußen betete. Der Tempeldienst war auf 24 Priesterklassen verteilt, die zweimal im Jahr jeweils eine Woche Dienst taten. Zacharias hielt sich also mit seiner ganzen Dienstklasse Abija für diese Woche in Jerusalem auf. Sowohl morgens als auch nachmittags fanden Gebetsgottesdienste statt. Im ganzen Lande wandte sich zu dieser Stunde das Angesicht des Volkes gen Jerusalem. In der Stunde, wo der Priester vor Gott tritt, fasst er als Repräsentant des Volkes die Gebete aller zusammen und bringt sie vor Gott. In dieser Stunde darf er auch sein eigenes Anliegen vor Gott bringen. 11 Da erschien ihm plötzlich der Engel des Herrn. Der Engel stand an der rechten Seite des Altars, auf dem der Weihrauch verbrannt wurde. 12 Als Zacharias ihn sah, erschrak er und bekam große Angst. 13 Aber der Engel sagte zu ihm: »Hab keine Angst, Zacharias! Gott hat dein Gebet erhört. Deine Frau Elisabet wird dir einen Sohn gebären, Nun soll‘s sich erfüllen: das was Abraham – den Stammvater Israels und Vater des Glaubens – angesagt wurde, wird nun sich fortsetzende Wirklichkeit. den sollst du Johannes nennen. 14 Dann wirst du voll Freude und Jubel sein, und noch viele andere werden sich freuen über seine Geburt. 15 Denn er ist vom Herrn zu großen Taten berufen. Er wird weder Wein noch Bier trinken. Schon im Mutterleib wird der Geist Gottes ihn erfüllen, 16 und er wird viele aus dem Volk Israel zum Herrn, ihrem Gott, zurückführen. 17 Er wird dem Herrn als Bote vorausgehen, im gleichen Geist und mit der gleichen Kraft wie der Prophet Elija. Seine Aufgabe wird es sein, das Herz der Eltern den Kindern zuzuwenden und alle Ungehorsamen auf den rechten Weg zurückzubringen. So wird er dem Herrn ein Volk zuführen, das auf sein Kommen vorbereitet ist.« Rienecker: „Es wird fürs erste eine mächtige religiöse Bewegung, eine große Erweckung unter dem Volk angesagt. Aus der Gottentfremdung werden viele herausgerissen und auf dem Weg der Umkehr wieder zu Gott zurückgeführt werden. Durch solche Arbeit wird er die messianische Zeit anbahnen …“ Johannes der Täufer wird später als neuer Reformator auftreten. Aber er – genauso wie sein Vater – wird sich mit den Glauben schwer tun … 18 Zacharias sagte zu dem Engel: »Woran soll ich erkennen, dass es wirklich so kommen wird? Ich bin doch ein alter Mann, und meine Frau ist auch schon in vorgeschrittenen Jahren.« Zacharias versucht mit Logik und Vernunft die Aussagen des Engels zu verstehen und verlangt ein Bestätigungszeichen. 19 Der Engel antwortete: »Ich bin Gabriel, der vor Gottes Thron steht. Gott hat mich zu dir gesandt, um dir diese gute Nachricht zu bringen. 20 Was ich gesagt habe, wird zur gegebenen Zeit eintreffen. Aber weil du mir nicht geglaubt hast, wirst du so lange stumm sein und nicht mehr sprechen können, bis es eingetroffen ist.« Zacharias wird sein Stummsein als Gerichtszeichen über seinen Unglauben gegeben. Rienecker: „Die Bitte um ein Zeichen wird hier wie ein strafwürdiges Vergehen behandelt. Und doch haben Abraham (1 Mo 15,8), Gideon (Ri 6,36.39 dreimal) und Hiskia (2 Kö 20,8) eine ähnliche Bitte ausgesprochen, ohne dass es ihnen zur Sünde gerechnet worden wäre. Warum ist nun in diesem Falle nicht recht, was in all den andern Fällen recht war?“ 21 Das Volk wartete draußen auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel blieb. 22 Als er schließlich herauskam, konnte er nicht zu ihnen sprechen. Da merkten sie, dass er im Tempel eine Erscheinung gehabt hatte. Er gab ihnen Zeichen mit der Hand und blieb auch weiterhin stumm. Rienecker versucht neben dem Gerichts- auch das Gnadenhandeln Gottes zu sehen. „Wie einzigartig ist doch dieses Geschehen. Die Gerichtsseite in diesem Ereignis macht offenbar, dass Gott aufgrund des Unglaubens des Zacharias ihn in der Ausübung seines Priesteramtes „den Segen zu spenden“ hinderte. Das Stummsein des Zacharias macht aber auch die heilsgeschichtliche Seite deutlich: Wo die Stimme des Predigers in der Wüste angekündigt wird, verstummt das Priestertum des Alten Testaments. Es verstummt der levitische Segen.“ 23 Als seine Dienstwoche im Tempel beendet war, ging Zacharias nach Hause. Zacharias bleibt im Althergebrachten, es läuft erstmal alles so weiter – doch ein neues „Rufen“ ist bereits angesagt …
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