Verfasst von: gdittrich | 20. September 2017

Begegnungsverweigerung

Quelle: Vollbremsung, bauhelm1, flickr.com
 

Der Hauptmann von Kafarnaum scheut sich Jesus zu begegnen. Und Jesus sucht ihn auch nicht auf – obwohl er auf einen herausragend Glaubenden treffen könnte – nämlich, weil dieser ihn gar nicht sehen will.

Lukas 7,1 Nachdem Jesus das alles vor den Ohren des versammelten Volkes gesagt und seine Rede beendet hatte, ging er nach Kafarnaum. 2 Dort lebte ein Hauptmann, ein Nichtjude. Er hatte einen Diener, den er sehr schätzte; der war schwer krank und lag im Sterben. 3 Als der Hauptmann von Jesus hörte, schickte er einige von den jüdischen Ortsvorstehern zu ihm. Sie sollten ihn bitten, zu kommen und seinem Diener das Leben zu retten. 4 Die Männer kamen zu Jesus und baten ihn dringend: »Der Mann ist es wert, dass du ihm hilfst. 5 Er liebt unser Volk. Er hat uns sogar die Synagoge gebaut.«

Die jüdischen Ortsvorsteher haben nun – indem sie bei Jesus ein gutes Wort für den Hauptmann einlegen – die Möglichkeit ihn, der Repräsentant der Besatzungsmacht und Mäzen gleichermaßen ist, etwas zurückzugeben.

6 Jesus ging mit ihnen.

Jesus geht auf den dringenden Wunsch ein.

Als er nicht mehr weit vom Haus entfernt war, schickte der Hauptmann ihm Freunde entgegen

Der Hauptmann muss wohl gespannt beobachtet haben, ob Jesus kommt oder nicht.

und ließ ihm ausrichten: »Herr, bemühe dich doch nicht! Ich weiß, dass ich dir, einem Juden, nicht zumuten kann, mein Haus zu betreten. 7 Deshalb hielt ich mich auch nicht für würdig, selbst zu dir zu kommen.

Aber warum zerbricht sich der namentlich nicht genannte römische Hauptmann Jesu Kopf? Hätte denn Jesus nicht selbst darüber entscheiden können, welches Haus er betritt oder nicht!? Die scheinbar sensible Rücksichtnahme scheint sich eher aus einem Gefühl der Minderwertigkeit zu speisen und grenzt beinahe an Selbstverleugnung.

Warum macht der Hauptmann eigentlich gerade jetzt, da die entscheidende Begegnung mit Jesus bevorsteht, den Rückzieher? Die Einsicht der kulturell-religiösen Schicklichkeit hätte der Hauptmann auch schon vorher haben können. Will er Jesus vielleicht was verheimlichen, etwas vor ihm verbergen?

Sag nur ein Wort, und mein Diener wird gesund!

8 Auch ich unterstehe höherem Befehl und kann meinen Soldaten Befehle erteilen. Wenn ich zu einem sage: ‚Geh!‘, dann geht er; wenn ich zu einem andern sage: ‚Komm!‘, dann kommt er; und wenn ich meinem Diener befehle: ‚Tu das!‘, dann tut er’s

9 Als Jesus das hörte, wunderte er sich über ihn. Er drehte sich um und sagte zu der Menge, die ihm folgte: »Wahrhaftig, solch ein Vertrauen habe ich nicht einmal in Israel gefunden!«

Neue Genfer Übersetzung: »Ich versichere euch: Solch einen Glauben habe ich in ganz Israel nicht gefunden.«

Vertrauen/Glauben zeigt sich als Befehl-und-Gehorsam-Prinzip. Hören und Tun fallen zusammen. Das was gesagt wird, ist schon so gut wie geschehen. Zwischen Gesagten und Geschehnis passt kein Blatt. Es ist quasi ein und dasselbe. Das gefällt Gott!

10 Als die Boten des Hauptmanns in das Haus zurückkamen, war der Diener gesund.

Komischerweise ist Jesus gar nicht neugierig darauf den Hauptmann von Angesicht zu Angesicht kennenzulernen, den er gerade so hoch lobte. Doch er respektiert den geäußerten Wunsch – wenn man ihn bittet, kommt er; wenn man ihn abweist, bleibt er fern.

Und der Hauptmann …? Brachte er sich nicht um die Chance Jesus persönlich zu begegnen? Ja, freilich, er hat ja nun – aufgrund seines Glaubens – wieder Gemeinschaft mit seinen gesund gewordenen Diener. Doch auch die größte Glaubenserfahrung kann keine adäquate Alternative zur Gemeinschaft mit Jesus sein. Denn das Evangelium erfüllt sich ja genau genommen darin Jesus nahe zu sein, ihn zu begegnen.

Lasst uns also immer lieber die Gemeinschaft mit Jesus suchen und die Beziehung zu ihm pflegen!


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