Verfasst von: gdittrich | 17. Oktober 2016

Gesetz der Freiheit (Forts.)

jdb2 Der Ausschnitt aus dem Logo zum sog. katholischen „Heiligen Jahr der Barmherzigkeit“ verdeutlicht wesentliche Aspekte von Barmherzigkeit: wechselseitig die Perspektive des anderen einnehmen, hingegebene Nähe bis zum Einswerden u.a.

Gute-Nachricht-Übersetzung

Jakobus 2,1 Meine Brüder und Schwestern, ihr glaubt an Jesus Christus, unseren Herrn, der Gottes Herrlichkeit teilt und dem allein alle Ehre zusteht. Dann dürft ihr aber auch nicht Unterschiede machen, je nachdem, ob ein Mensch in der sozialen Rangordnung hoch oder niedrig steht!

Die Bedingtheiten des Glaubens reichen bis in das soziale Zusammenleben hinein.

2 Nehmt einmal an, ihr seid zum Gottesdienst versammelt, und es kommt ein Mann mit goldenen Ringen und in vornehmer Kleidung herein und ebenso ein Armer in Lumpen. 3 Und ihr sagt zu dem gut gekleideten Mann respektvoll: »Bitte, hier ist noch ein bequemer Platz!« Aber zu dem Armen sagt ihr: »Du kannst dort hinten stehen«, oder auch: »Setz dich hier neben meinen Stuhl auf den Boden!« 4 Trefft ihr da nicht höchst fragwürdige Unterscheidungen und urteilt nach verwerflichen Maßstäben? 5 Hört gut zu, meine lieben Brüder und Schwestern! Hat Gott nicht gerade die erwählt, die in den Augen dieser Welt arm sind, um sie aufgrund ihres Glaubens reich zu machen? Sie sollen in Gottes neue Welt kommen, die er denen versprochen hat, die ihn lieben. 6 Ihr aber verachtet die Armen! Und wer unterdrückt euch und bringt euch vor Gericht? Die Reichen! 7 Sind sie es nicht, die den hohen Namen lästern, der bei der Taufe über euch ausgerufen wurde?

Die unter dem Gesetz der Freiheit stehen müssen nicht mehr nach Ansehen, Macht und Reichtum streben; ebenso brauchen sie den Reichen und Mächtigen auch keine gefällige Aufmerksamkeit und Schmeichelei schenken.

Empfehlung

8 Handelt nach dem wahrhaft königlichen Gesetz, wie es in den Heiligen Schriften steht: »Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst!« Dann tut ihr recht.

Die Nächstenliebe steht in Zusammenhang mit Recht, Gerechtigkeit und Gesetz.

  • Röm 8b Wer den Mitmenschen liebt, hat alles getan, was das Gesetz fordert (…) 10 Wer liebt, fügt seinem Mitmenschen nichts Böses zu. Also wird durch die Liebe das ganze Gesetz erfüllt.

9 Wenn ihr aber dabei Unterschiede macht,

Die Liebe ist hierarchielos und unterscheidet nicht, d.h. die Armen dürfen dann aber auch nicht bevorzugt werden. Doch in der Welt von heute sind sie fast ausnahmslos die Benachteiligten, so dass ein besonderer Einsatz für sie gerechtfertigt ist.

begeht ihr eine Sünde und steht vor dem Gesetz als Übertreter da. 10 Denn wer das gesamte Gesetz befolgt, aber gegen ein einziges Gebot verstößt, hat gegen alle verstoßen und ist vor dem ganzen Gesetz schuldig geworden. 11 Derselbe Gott, der gesagt hat: »Brich nicht die Ehe!«, hat auch gesagt: »Morde nicht!« Wenn du also keinen Ehebruch begehst, aber jemand umbringst, bist du ein Übertreter des Gesetzes.

Konsequent weitergedacht folgt aus der Gesetzesübertretung das Gericht.

  • Luther-Übersetzung 1975, Schlachter-Übersetzung: … und werdet vom Gesetz als Übertreter verurteilt.

Empfehlung

12 Redet und handelt als Menschen, die einst vor Gott nach dem Gesetz beurteilt werden sollen, das wahrhaft frei macht.

  • Luther-Übersetzung: … so wie Leute, die durchs Gesetz der Freiheit gerichtet werden sollen.

Jakobus verwendete den Begriff „Gesetz der Freiheit“ bereits in 1,25. Und auch das Gesetz der Freiheit beinhaltet ein Gericht. Doch das gesetzliche Muster ist nicht Sünde und Tod, sondern Liebe und Barmherzigkeit.

  • Röm 8,2 Denn das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

13 Wer selbst kein Erbarmen gehabt hat, über den wird auch Gott erbarmungslos Gericht halten. Wenn aber jemand barmherzig war, dann gilt: Das Erbarmen triumphiert über das Gericht.

Die Barmherzigen bewegen sich also außerhalb der verdienten Strafe. Warum? Weil Jesus die Strafe für die Gesetzesübertretungen am Kreuz auf sich nahm und somit der Gerechtigkeit genüge tat!

Und schließlich …

  • Ps 76,10 … wenn Gott sich aufmacht zu richten, dass er helfe allen Elenden auf Erden.

Gottes Gericht zeigt sich als Hilfe für Arme und Schwache. Dies bedeutet auch: indem wir den „Elenden“ helfen, nehmen wir Gottes Gericht teilweise vorweg und beteiligen uns an dessen Verwirklichung.


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