Verfasst von: gdittrich | 12. Januar 2014

Psalm 122

Zum Altare Gottes will ich treten, zu Gott, der mich erfreut von Jugend auf.

stufenSo begann das sog. Stufengebet der katholischen Tridentinischen Messe. Es wurde kniend vor den Stufen des Alters im Wechsel zwischen Priester und Messdiener gebetet.

In der Absicht das Erlösungsmysterium des Opfertodes Jesu beim Gang ans Kreuz zu verdeutlichen, symbolisieren die Altarstufen den Aufstieg des Menschen zu Gott.

„Am Fuß von Golgotha demütigt sich der alte Adam zum Ausdruck seiner Sehnsucht nach den Früchten der Erlösung“ (http://www.alte-messe.de/html/stufengebet.html).

Neue Genfer Übersetzung (NGÜ)

Psalm 122,1 Ein Wallfahrtslied, gesungen auf dem Weg hinauf nach Jerusalem. Von David.

Auch „Aufstiegslied“ (H. Brandenburg). Bei den Psalmen 120–134 handelt es sich vermutlich um Wallfahrtslieder, die auch Lied der Stufen oder Lied der Hinaufgänge genannt werden. Wahrscheinlich wurden sie von den Festbesuchern gesungen, die hinauf nach Jerusalem zogen. Oder man sie sang sie eventuell auch beim Besteigen der 15 Stufen in den Vorhallen des Tempels sowie am Altar (vgl. Anmerkungen der NGÜ).

Wie sehr habe ich mich gefreut, als andere zu mir sagten: »Lasst uns zum Haus des Herrn pilgern!«

  • Ps 42,5b Wie schön war es doch, als ich mein Volk zu Gottes Heiligtum führte, begleitet von Jubel und Dank, im feierlichen Festzug mit vielen Menschen!
  • Ps 43,3 Sende mir dein Licht und deine Treue, damit sie mich leiten und mich zurückbringen zu deinem heiligen Berg, zu deiner Wohnung! 4 Dann werde ich vor Gottes Altar treten, ja, ich will zu Gott kommen, der mich mit Jubel und Freude erfüllt. Dich will ich loben beim Spiel auf der Harfe – dich, meinen Gott.

Gott legt die Sehnsucht nach ihm in unser Herz. Er ist es auch der uns zuerst anspricht. Unser Verlangen ihm nahe zu sein ist schließlich die Antwort auf Gottes Einladung.

Jerusalem

2 Und dann standen wir in deinen Toren, Jerusalem. 3 Jerusalem, wie beeindruckend bist du erbaut – eine Stadt, in der Haus an Haus fest errichtet steht! 4 Dort hinauf zogen schon immer die Stämme ´Israels`, die Stämme des Herrn. Es ist eine feste Ordnung für Israel, dort den Namen des Herrn zu preisen.

Jerusalem ist das heilige Zentrum des Volkes Israel. Dorthin zogen die Wallfahrer zu den großen Festen dreimal im Jahr. Im Alten Bunde war der Segen Gottes an den Ort gebunden.

  • Ps 48,13 Zieht rings um den Berg Zion, geht um die Stadt und zählt ihre Festungstürme! 14 Bestaunt ihre Schutzwälle und richtet euren Blick auf die Paläste! Dann könnt ihr späteren Generationen erzählen: 15 Ja, so ist Gott, er bleibt unser Gott für immer und ewig! Er wird uns führen bis zum Tod (oder: über den Tod hinaus).

„Dieser Psalmabschnitt legt die Vermutung nahe, es bestünde ein Rundgang in Jerusalem auf dem feierliche Prozessionen der Pilger stattfanden“ (Brandenburg).

5 Denn dort ist auch der Sitz des obersten Gerichts, der Thron des Königshauses Davids.

In Jerusalem befindet sich die Rechtsprechung der Regierung und der König ist gleichzeitig der oberste Richter.

6 Wünscht Jerusalem Frieden! Friede und Glück komme über alle, die dich, Jerusalem, lieben! 7 Ja, Friede herrsche innerhalb deiner Stadtmauern, Ruhe und Glück in deinen Palastanlagen.  8 Wegen meiner Brüder und Freunde ´dort` will ich dir Frieden zusprechen. 9 Weil in dir das Haus des Herrn, unseres Gottes, steht, will ich nur das Beste für dich suchen!

Jerusalem war auch der gottesdienstliche Mittelpunkt Israels. Das Herzstück Jerusalems ist der Tempel, das Heiligtum. Hier wohnt Gott und hier ist seine Wahrheit zu finden (vgl. Ps 73,17). Im Tempel kann man Gott nahe sein und ihm selbst begegnen.

  • Ps 26,8 Herr, ich liebe den Ort, wo dein Tempel steht, die Stätte, wo deine Herrlichkeit wohnt.
  • Ps 27,4 Eines habe ich vom Herrn erbeten, das ist mein tiefster Wunsch: alle Tage meines Lebens im Haus des Herrn zu wohnen, um die Freundlichkeit des Herrn zu sehen und über ihn nachzudenken – dort in seinem Heiligtum.

„Die Gemeinde des Neuen Bundes, die zur Anbetung im Geist und in der Wahrheit geführt ist (Joh. 4, 23 f.) und im ‚himmlischen Jerusalem‚ ihre geistliche Heimat hat (vgl. Gal. 4, 26; Hebr. 12, 22), wird durch diesen Psalm angeleitet, ihren Weg durch die Welt als eine Pilgerfahrt zur ewigen Gottesstadt zu betrachten“ (Lamparter II, 288 f., in: Brandenburg).

Ja, das ist unsere Sehnsucht …

Quelle: Hans Brandenburg, Das Lebendige Wort, Band 13, Die Psalmen 2, Ps 73-150, 1989.


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