Verfasst von: gdittrich | 25. April 2013

Am See

Ostergebet

Morgen am See Jesus Christus, du lebst; der Tod hatte keine Macht über dich! Diese unerhörte Nachricht überwältigt uns. Du schaffst einen Durchbruch, wo alles verschlossen schien. Durch deinen Geist hauchst du über unsere Verzweiflung und Bitterkeit. Du reißt die trennenden Mauern zwischen den Menschen ein und gibst den Ärmsten ihre Würde zurück. Du sendest uns, der Welt die Hoffnung eines neuen Lebens zu bringen (E-Mail Nachrichten aus Taizé, 16. April 2013).

Gute Nachricht-Übersetzung

Joh 21,1 Später zeigte sich Jesus seinen Jüngern noch einmal am See von Tiberias. Das geschah so: 2 Einige von ihnen waren dort am See beisammen – Simon Petrus, Thomas, der auch Zwilling genannt wurde, Natanaël aus Kana in Galiläa, die Söhne von Zebedäus und zwei andere Jünger.

Thomas und Natanael, die Skeptiker bzw. Realisten, werden vom Evangelisten Johannes nun an zweiter und dritter Stelle genannt – noch vor der Erwähnung der eigenen Person; denn die Söhne des Zebedäus waren Jakobus und Johannes. Vielleicht will er damit ausdrücken, dass man schon kritisch hinterfragen darf und nicht leichtgläubig jedem Neuen hinterherläuft: Glaube auf gesicherter, überprüfter Grundlage.

3 Simon Petrus sagte zu den anderen: »Ich gehe fischen!« »Wir kommen mit«, sagten sie. Gemeinsam gingen sie zum See und stiegen ins Boot; aber während der ganzen Nacht fingen sie nichts. 4 Es wurde schon Morgen, da stand Jesus am Ufer. Die Jünger wussten aber nicht, dass es Jesus war.

Gar nicht so leicht Jesus gleich zu erkennen (vgl. z.B. Maria Magdalena, Emmaus-Jünger). So ähnlich geht‘s uns ja oft auch.

5 Er redete sie an: »Kinder,

Was meint die Anrede? Klingt liebkosend.

habt ihr nicht ein paar Fische?« »Nein, keinen einzigen!« antworteten sie.

Jesus hätte wissen müssen, dass die Jünger keine Fische haben; doch er führt sie durch diese Frage zum Wahrnehmen ihrer defizitären Lage.

6 Er sagte zu ihnen: »Werft euer Netz an der rechten Bootsseite aus! Dort werdet ihr welche finden.« Sie warfen das Netz aus und fingen so viele Fische, dass sie das Netz nicht ins Boot ziehen konnten.

Aus Langeweile wurde Stress.

7 Der Jünger, den Jesus besonders liebhatte, sagte zu Petrus: »Es ist der Herr!« Als Simon Petrus das hörte, warf er sich das Obergewand über, band es hoch und sprang ins Wasser. Er hatte es nämlich zum Arbeiten abgelegt.

Petrus will Jesus würdig, ehrfürchtig begegnen.

8 Die anderen Jünger ruderten das Boot an Land – es waren noch etwa hundert Meter – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. 9 Als sie an Land gingen,

Was tut Petrus in der Zwischenzeit bis die anderen Jünger das Boot an Land bringen? Wie lange dauerte das? 10 Minuten? Spricht er mit Jesus? Schweigen sie? Johannes hat das wohl nicht beobachtet, da er mit den Fischen alle Hände voll zu tun hatte. An Land konnte er das Geschehen wieder wahrnehmen und weiter berichten.

sahen sie ein Holzkohlenfeuer mit Fischen darauf, auch Brot lag dabei.

Jesus hat schon für alles gesorgt und ein Fischfrühstück für alle vorbereitet; ein Extra-Fischzug wäre gar nicht nötig gewesen …

10 Jesus sagte zu ihnen: »Bringt ein paar von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt!«

… doch Jesus wertschätzt die Arbeit der Fischer, den Einsatz der Jünger; er möchte, dass die Jünger auch etwas von ihrem Fang hinzugeben und bindet sie gemeinschaftlich ein.

11 Simon Petrus ging zum Boot und zog das Netz an Land.

Er allein? Sicherlich geht‘s bei der speziellen Erwähnung seines Namen, darum, dass er nun gehorsam die Aufforderung Jesu befolgt.

Es war voll von großen Fischen, genau hundertdreiundfünfzig.

Die Jünger haben sicherlich erst nach Jesu Weggang die Zahl der Fische festgestellt und mussten dabei die beim Frühstück verzehrten Fische mitberücksichtigen – ein ziemlicher Aufwand. Die Angabe dieser exakten Zahl hat Spekulationen über deren Bedeutung angeregt. Darauf soll aber nicht weiter eingegangen werden.

Aber das Netz riss nicht, obwohl es so viele waren. 12 Jesus sagte zu ihnen: »Kommt her und esst!«

Jesus geht‘s erst mal um das naheliegende, leibliche Wohl; von den gefangenen Fische werden einige konsumiert zur Stärkung und als Lohn nach getaner Arbeit.

Keiner von den Jüngern wagte zu fragen: »Wer bist du?« Sie wussten, dass es der Herr war. 13 Jesus trat zu ihnen, nahm das Brot und verteilte es unter sie, ebenso die Fische.

Erinnerungen an die Brotvermehrung und das letzte Abendmahl kommen hoch.

  • Joh 6,11 Jesus nahm die Brote, sprach darüber das Dankgebet und verteilte sie an die Menge. Mit den Fischen tat er dasselbe, und alle hatten reichlich zu essen.

14 Dies war das dritte Mal, dass sich Jesus seinen Jüngern zeigte, seit er vom Tod auferstanden war.

Lieben und Folgen

15 Nachdem sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus:

Jesus nimmt Petrus nicht zur Seite und verhandelt mit ihm unter vier Augen. Er führt die klärende Aussprache mit Petrus nach dessen Verleugnung innerhalb des öffentlichen Gesprächs, so dass die andern Jüngern dies auch miterleben, denn Petrus hat Jesus ja auch öffentlich verleugnet.

»Simon, Sohn von Johannes, liebst du mich …

Petrus bittet weder Jesus um Vergebung, noch spricht Jesus Petrus die Vergebung bezüglich der begangenen Verleugnung zu, sondern das behandelte Thema ist die Liebe, die die Vergebung beinhaltet.

  • 1.Petr 4,8 Vor allem lasst nicht nach in der Liebe zueinander! Denn die Liebe macht viele Sünden wieder gut.

mehr, als die hier mich lieben?« Petrus antwortete: »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.« Jesus sagte zu ihm: »Sorge für meine Lämmer!«

„Die erste Antwort des Petrus bleibt vage und ungenau. Er kann noch nicht das ‚Mehr‘ bekennen. Er sagt nur einfach, dass er Jesus, den Meister, liebt. Da ist noch keine absolute Priorität erkennbar. Zu sehr ist Petrus in menschlichen Beziehungsnetzen gefangen, als dass er davon so einfach los käme. Die Antwort: ‚Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe.‘ Ist schon mal nicht schlecht, aber für Jesus noch nicht wirklich ausreichend“ (Konrad Heil).

16 Ein zweites Mal sagte Jesus zu ihm: »Simon, Sohn von Johannes, liebst du mich?« »Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe«, antwortete er. Jesus sagte zu ihm: »Leite meine Schafe!«

„Und so stellt Jesus die Frage ein zweites Mal, aber etwas vereinfacht: ‚Liebst du mich?‘ Auf diese Frage antwortet Petrus nochmals und mit dem gleichen Unterton, als wolle er sagen, ‚Du weißt es doch, was soll diese Frage…‘“ (Konrad Heil).

17 Ein drittes Mal fragte Jesus: »Simon, Sohn von Johannes, liebst du mich?« Petrus wurde traurig, weil er ihn ein drittes Mal fragte: »Liebst du mich?« Er sagte zu ihm: »Herr, du weißt alles, du weißt auch, dass ich dich liebe.«

„Natürlich weiß Jesus alles und kennt das zuweilen klägliche Bemühen des Petrus, der ihn beim Hahnenschrei  verraten hatte. Aber vielleicht geht es Jesus mehr um das öffentliche Bekenntnis vor allen Jüngern. Die Liebe zu Jesus ist keine Privatangelegenheit, die man im stillen Kämmerchen mit sich alleine ausmachen könnte. Die Liebe zu Jesus ist entweder verbindlich und öffentlich, oder sie bleibt vage, beliebig und nicht tragfähig. Und so wie Petrus dreimal seinen Verrat öffentlich im Vorhof des Tempels beteuert hat, so lässt ihn Jesus nun dreimal öffentlich seine Liebe und Treue bekennen“ (Konrad Heil).

Beauftragung

Jesus sagte zu ihm: »Sorge für meine Schafe!

„Das Wort Jesu ‚Weide meine Schafe‘ ist nun der Auftrag für den Rest des Lebens.

  • Es ist ein Dienst, nicht ein Herrschen.
  • Es ist die Fürsorge für die Seinen, keine Macht über sie.
  • Den Menschen soll es unter der Obhut Petri gut gehen und nicht umgekehrt.

Das ist der Auftrag Jesu. Diesen Auftrag kann man nur ausfüllen, wenn man Jesus mehr liebt als Menschen und menschliche Eitelkeiten. Und dieses ‚Mehr‘ muss immer wieder erneuert und hinterfragt werden. Zu schnell kann unter einem Schafspelz der Wolf hervor kommen, wie die Geschichte zeigt, oder ein Lohnarbeiter der nur seinen ‚Job‘ macht und die Augen vor der drohenden Katastrophe verschließt und hinwirft, um sich selbst zu retten“ (Konrad Heil).

18 Amen, ich versichere dir: Als du jung warst, hast du deinen Gürtel selbst umgebunden und bist gegangen, wohin du wolltest; aber wenn du einmal alt bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich binden und dich dorthin bringen, wohin du nicht willst.« 19 Mit diesen Worten deutete Jesus an, mit welchem Tod Petrus einst Gott ehren werde. Dann sagte Jesus zu ihm: »Komm, folge mir

20 Petrus drehte sich um und sah hinter sich den Jünger, den Jesus besonders liebhatte. Es war derselbe, der während des letzten Mahles neben Jesus gesessen und ihn gefragt hatte: »Herr, wer wird dich verraten?« 21 Als Petrus ihn sah, fragte er Jesus: »Herr, was geschieht denn mit dem?« 22 Jesus antwortete ihm: »Wenn ich will, dass er so lange lebt, bis ich wiederkomme, was geht das dich an? Du sollst mir folgen

„Und nachdem Jesus die Aufgabe des Petrus klar vor allen anderen Jüngern definiert hat, stellt er noch seine ganz persönliche Berufung ins Zentrum: ‚Folge mir nach!‘ Folge mir nach ans Kreuz, folge mir nach ins Scheitern, folge mir nach in den öffentlichen Spott und in die grundlose Verachtung. Dort gehörst du ganz mir, dort gehört deine Liebe nur noch mir …“ (Konrad Heil).

23 Deswegen verbreitete sich in der Gemeinde das Gerücht, dass der andere Jünger nicht sterben werde. Aber Jesus hatte nicht gesagt, dass er nicht sterben werde, sondern: »Wenn ich will, dass er so lange lebt, bis ich wiederkomme, was geht dich das an?« 24 Dieser Jünger ist es, der alles bezeugt, was in diesem Buch steht. Er selbst hat es niedergeschrieben, und wir wissen, dass er die Wahrheit sagt. 25 Es gibt noch vieles andere, was Jesus getan hat. Wenn alles einzeln aufgeschrieben würde – ich denke, die ganze Welt könnte die Bücher nicht fassen, die dann geschrieben werden müssten.

„Was hat das alles nun mit uns zu tun?

  • Jeder von uns ist Petrus – auf seine ganz persönliche Weise!
  • Jeder von uns muss die Frage Jesu aushalten und beantworten: ‚Liebst du mich?‘
  • Jeder von uns bekommt Menschen anvertraut, die er zu Jesus führen muss.
  • Jeder von uns muss auf das folgenschwere ‚Folge mir‘ hören und Jesus jeden Tag neu auf seinem Leidensweg folgen.

Helfen wir einander dabei. Betrachten wir einander als „Gerufene“, die einen Lebensauftrag zu erfüllen haben. Stehen wir einander bei, wenn der Weg der Nachfolge in dieser Kirche hart und vielleicht sogar sinnlos erscheint…“ (Konrad Heil).

Die Kommentare von Konrad Heil stammen aus dem Beitrag „Liebst Du mich?“, Seniorbook, http://www.konrad-heil.de

http://www.seniorbook.de/themen/kategorie/philosophie_und_religion/artikel/7461/liebst_du_mich_predigt_zu_joh_21.1_19

 


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