Verfasst von: gdittrich | 20. Juni 2012

Laubhüttenfest

Im Verlauf des Laubhüttenfestes zeigt sich symbolisch Jesus Wirksamkeit: Von der vorläufigen Weigerung über verborgenes Handeln zur Selbstoffenbarung und fortgesetzten Einladung der Menschen bis zu seinem perspektivischen Weggang zum Vater.
Gute Nachricht-Übersetzung 

Weigerung

Joh 7,1 Danach zog Jesus in Galiläa umher. Er hielt sich von Judäa fern, weil die führenden Männer dort ihn töten wollten.
Der Kreis der Jünger ist dezimiert und auf die treuen Anhänger reduziert. Zudem ist sich Jesus bewusst, dass er aufgrund seines letzten Besuchs in Jerusalem um Leib und Leben fürchten muss (vgl. Joh 5,1.18).
 
2 Das jüdische Laubhüttenfest stand vor der Tür. 3 Da sagten seine Brüder zu ihm: »Du solltest nicht hier bleiben, sondern nach Judäa gehen, damit deine Anhänger dort die großen Taten zu sehen bekommen, die du tust. 4 Wenn jemand bekannt werden möchte, versteckt er sich nicht. Wenn du schon solche Taten vollbringst, dann sorge auch dafür, dass alle Welt davon erfährt!« 5 Denn nicht einmal seine Brüder schenkten ihm Glauben.
Wollen ihn seine Brüder in den Tod treiben? Sie wollen Klarheit über seine öffentliche Bedeutung, fordern die Beglaubigung seines Wirkens und meinen ihn zur Positionierung und Auseinandersetzung mit der etablierten Führungselite zwingen zu können. Doch Jesus ging es ja gerade nicht um Publicity, Schein und menschlichen Ruhm.
 
6 Jesus sagte zu ihnen: »Meine Zeit ist noch nicht da. Für euch dagegen passt jede Zeit. 7 Euch kann die Welt nicht hassen; aber mich hasst sie, weil ich als Zeuge gegen sie bestätige, dass ihr Tun böse ist. 8 Zieht doch ihr zu diesem Fest hinauf! Ich gehe nicht zum Fest, weil meine Zeit noch nicht da ist.« 9 Das sagte er zu ihnen und blieb in Galiläa.
Erst am Kreuz wird sich Jesus und damit die Liebe Gottes zu den Menschen vollkommen offenbaren.
 

Verborgenheit

 
10 Nachdem seine Brüder zum Fest nach Jerusalem hinaufgegangen waren, kam Jesus nach; aber er zeigte sich nicht in der Öffentlichkeit.
Wie kam Jesus zu dieser Meinungsänderung? Es ist seine eigene, freie Entscheidung gewesen nun doch nach Jerusalem zu gehen. Vermutlich besann er sich im Gebet auf seinen eigentlichen Auftrag (Joh 4,34; 6,38; 8,28; 10,18; 12,49-50; 14,31; 15,10; 17,4). Er diente und war gehorsam.
 
11 Die führenden Männer suchten ihn unter den Festbesuchern. »Wo ist er?« fragten sie. 12 In der Volksmenge wurde viel über ihn geflüstert. »Der Mann ist gut«, meinten einige. Andere entgegneten: »Nein, er ist ein Volksverführer.« 13 Aber niemand sprach offen über ihn, weil sie Angst vor ihren führenden Männern hatten.
Jesus ist wohl das Top-Gesprächsthema gewesen. Er polarisiert die Öffentlichkeit. Die Führung ist ablehnend, die Meinung im Volk ist zwiespältig.
 

Sichtbarkeit

 
14 Die Hälfte der Festwoche war schon vorüber, da ging Jesus hinauf in den Tempel und lehrte das Volk. 15 Die Leute waren sehr erstaunt und sagten: »Er hat doch keinen Lehrer gehabt. Wie kommt es, dass er die Heiligen Schriften so gut kennt?«
Jesus lehrt vollmächtig und wirkungsvoll; er verweist auf Gott und orientiert sich an der Schrift.
 
16 Jesus ging darauf ein und sagte: »Meine Lehre habe ich nicht selbst ausgedacht. Ich habe sie von Gott, der mich gesandt hat. 17 Wer bereit ist, Gott zu gehorchen, wird merken, ob meine Lehre von Gott ist oder ob ich meine eigenen Gedanken vortrage. 18 Wer seine eigenen Gedanken vorträgt, dem geht es um die eigene Ehre. Wer aber die Ehre dessen sucht, der ihn gesandt hat, ist vertrauenswürdig. Man kann ihm keinen Betrug vorwerfen.
Die Bereitschaft den Willen Gottes tun zu wollen, ist die Voraussetzung dafür den Willen Gottes zu erkennen und innere Gewissheit zu erlangen. Die Unterordnung und der Gehorsam gegenüber Gott zeigt sich in dem Entschluss alle möglichen Wege mitzugehen, die Gott eröffnet.
 
19 Mose hat euch doch das Gesetz gegeben. Aber niemand von euch hält sich daran. Ihr wollt mich sogar töten!« 20 Die Menge antwortete: »Du bist wohl von einem bösen Geist besessen! Wer will dich töten?« 21 Jesus antwortete: »Ich habe hier in Jerusalem eine einzige Tat vollbracht, und ihr nehmt alle Anstoß daran.
Jesus nimmt Bezug auf die Heilung des Kranken am Teich Betesda am Sabbat (vgl. Joh 5,5-9).
 
22 Ihr beschneidet eure Söhne, wenn es sein muss, auch am Sabbat, weil Mose angeordnet hat, dass eure Kinder am achten Tag beschnitten werden sollen. – Aber eigentlich haben schon die Stammväter die Beschneidung eingeführt und nicht erst Mose. 23 Ein Junge wird also auch am Sabbat an einem Teil seines Körpers beschnitten, damit die Vorschriften Moses nicht verletzt werden. Wie könnt ihr euch dann über mich aufregen, weil ich am Sabbat einen ganzen Menschen gesund gemacht habe? 24 Urteilt nicht nach dem äußeren Eindruck, sondern wie es wirklich dem Gesetz entspricht!«
Jesus verteidigt sein Handeln und verweist auf die sinnhafte Erfüllung des Gesetzes.
 
25 Einige Leute in Jerusalem sagten: »Seht euch das an! Ist das nicht der, den sie töten wollten?
Also doch: die Tötungsabsicht Jesu ist ein offenes Geheimnis gewesen.
 
26 Er redet in aller Öffentlichkeit, und keiner verbietet es ihm! Sollten die Ratsmitglieder zu der Überzeugung gekommen sein, dass er der versprochene Retter ist? 27 Aber wenn der Retter eines Tages auftritt, wird keiner wissen, woher er kommt. Und die Herkunft dieses Menschen kennen wir doch alle!« 28 Jesus aber, der gerade im Tempel lehrte, rief mit lauter Stimme: »Wisst ihr wirklich, wer ich bin und woher ich komme? Ich bin nicht im eigenen Auftrag gekommen. Aber der, der mich gesandt hat, ist glaubwürdig. Und den kennt ihr nicht. 29 Ich kenne ihn; denn ich komme von ihm, und er hat mich gesandt.«
Jesus kommt immer wieder zum Punkt wenn er von seiner geheimnisvollen Herkunft und seiner Gesandtschaft vom Vater spricht. Möglicherweise würde er in seinem eigenen Namen anders auftreten, aber er stellt sich ganz in den Dienst der Sache Gottes.
 
30 Da wollten sie ihn festnehmen. Aber keiner konnte Hand an ihn legen, denn seine Stunde war noch nicht gekommen.
Die Stimmung im Volk ist aufgeheizt, kurz vor dem Kippen. Dennoch konnte sich Jesus in Sicherheit wissen, da bis zu seiner Verhaftung noch weitere Dinge geschehen müssen.
 
31 Viele in der Menge kamen zum Glauben an ihn und sagten: »Kann der versprochene Retter, wenn er kommt, mehr Wunderzeichen tun, als dieser Mann getan hat?«
Jesus hat sein Ziel erreicht. Die Reise nach Jerusalem hat sich gelohnt. Menschen sind zum Glauben an ihn gekommen. Das ist der Grund seines öffentlichen Auftretens in Jerusalem gewesen: Gott vertraut Jesus Menschen an (vgl. Joh 17,6).
 
32 Die Pharisäer hörten, dass die Leute so über Jesus redeten. Auf ihre Veranlassung schickten die führenden Priester einige Gerichtspolizisten aus, die ihn verhaften sollten.
Weiter droht tödliche Gefahr.
 
33 Jesus sagte: »Nur noch kurze Zeit bin ich bei euch, dann kehre ich zu dem zurück, der mich gesandt hat. 34 Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden; denn wo ich dann bin, dorthin könnt ihr nicht kommen.«
Nicht allein sein Herkunft und Sendung sind für die Leute unbekannt, sondern auch seine Rückkehr zum Vater.
 
35 Die Leute sagten unter sich: »Wohin wird er gehen, dass wir ihn nicht finden können? Will er ins Ausland reisen und dort den Nichtjuden seine Lehre vortragen? 36 Was soll das heißen, wenn er sagt: ‚Ihr werdet mich suchen, aber nicht finden‘? Und: ‚Wo ich dann bin, dorthin könnt ihr nicht kommen‘?«
Tatsächlich stößt Jesus mit seinen Aussagen diejenigen vor dem Kopf, die bislang nicht zum Glauben an ihn gefunden haben und ruft weitere Irritation im Volk hervor.
 

Einladung

 
37 Am letzten Festtag, dem Höhepunkt des ganzen Festes, trat Jesus vor die Menge und rief: »Wer durstig ist, soll zu mir kommen und trinken –
 
• Offb 21,6b Ich bin der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm Wasser aus der Quelle des Lebens.
• Off 22,17 Der Geist und die Braut antworten: »Komm!« Wer dies hört, soll sagen: »Komm!« Wer durstig ist, soll kommen, und wer von dem Wasser des Lebens trinken will, wird es geschenkt bekommen.
 
38 jeder, der mir vertraut!
Luther: Wer an mich glaubt
 
Jesu Evangelium ist universell gültig.
 
An einer anderen Stelle lädt Jesus auch zu einem erfüllten Leben ein.
• Mt11,28 Ihr plagt euch mit den Geboten, die die Gesetzeslehrer euch auferlegt haben. Kommt alle zu mir; ich will euch die Last abnehmen! 29 Ich quäle euch nicht und sehe auf niemand herab. Stellt euch unter meine Leitung und lernt bei mir; dann findet euer Leben Erfüllung. 30 Was ich anordne, ist gut für euch, und was ich euch zu tragen gebe, ist keine Last.
 
Denn in den Heiligen Schriften heißt es: ‚Aus seinem Innern wird lebendiges Wasser strömen.’«
Im Alten Testament findet sich keine Stelle mit diesem Wortlaut, wohl aber eine Reihe von Stellen, die inhaltliche Grundlage sein können (Jes 12,3; 43,19; 44,3; 58,11; Sach 14,8).
 
39 Jesus meinte damit den Geist Gottes, den die erhalten sollten, die ihn im Glauben annehmen. Damals war der Geist noch nicht gekommen, weil Jesus noch nicht in Gottes Herrlichkeit aufgenommen war.
Alle, die den Herrn Jesus Christus annehmen, die an ihn glauben erhalten den Geist.
 
40 Als die Leute in der Menge dieses Wort von Jesus hörten, sagten einige: »Er ist wirklich der Prophet, der kommen soll!« 41 Andere meinten: »Er ist der versprochene Retter!« Wieder andere sagten: »Der Retter kommt doch nicht aus Galiläa! 42 In den Heiligen Schriften steht, dass er von David abstammt und aus Betlehem kommt, dem Dorf, in dem David lebte.« 43 Die Menge war also geteilter Meinung über ihn. 44 Einige hätten ihn am liebsten festgenommen; aber niemand konnte Hand an ihn legen.
Es herrscht weiterhin keine eindeutige Meinung über Jesus. Das Forschen in den Schrift bringt auch keine Klarheit, wenn nur ausschnittsweise Informationen herangezogen werden.
 
45 Die Gerichtspolizisten kehrten wieder zurück. Die führenden Priester und die Pharisäer fragten sie: »Warum habt ihr ihn nicht mitgebracht?« 46 Die Männer antworteten: »So wie dieser Mensch hat noch keiner gesprochen.«
Scheint eher Ausrede zu sein, da sie wohl Angst vor der Volksmenge hatten, die eine Verhaftung Jesu möglicherweise verhindert hätte.
 
47 »Ihr habt euch also auch von ihm hinters Licht führen lassen!« sagten die Pharisäer. 48 »Gibt es denn unter den Mitgliedern des Rates oder den Pharisäern einen einzigen, der seinen Anspruch ernst nimmt? (wörtlich: der an ihn glaubt) 49 Die Menge tut es. Sie kennt Gottes Gesetz nicht und steht deshalb unter seinem Fluch.«
Die Pharisäer verurteilen pauschal die einfachen Menschen.
 
Jesus sieht es anders wenn er betet: Vater, Herr über Himmel und Erde, du hast angefangen, deine Herrschaft aufzurichten. Das hast du den Klugen und Gelehrten verborgen, aber den Unwissenden hast du es offenbar gemacht. Dafür preise ich dich! Ja, Vater, so wolltest du es haben! (Mt 11,25b f.)
 
50 Da sagte Nikodemus, der selbst Pharisäer und Ratsmitglied war und der Jesus früher einmal aufgesucht hatte: 51 »Ist es nach unserem Gesetz möglich, einen Menschen zu verurteilen, ohne dass wir ihn verhört haben? Erst muss doch festgestellt werden, ob er sich strafbar gemacht hat.« 52 »Du kommst anscheinend auch aus Galiläa«, erwiderten sie. »Lies die Heiligen Schriften genauer, dann wirst du sehen, dass der erwartete Prophet nicht aus Galiläa kommt.«
Auch Führungselite ist uneins. Diskussion mündet letztlich in Polemisierung.
 

Weggang

 
53 Dann gingen sie alle nach Hause.
Das Laubhüttenfest geht zu Ende und die Menschen kehren wie nach einem Schauspiel nach Hause zurück. Einige von ihnen haben den Retter selbst gesehen und ihn angenommen, doch die Mehrheit lehnt ihn ab. Und die Führer des jüdischen Volkes waren entschlossener denn je, ihn zu töten; sie waren der Überzeugung, dass er eine Gefahr für ihre Religion und für ihre Lebensführung darstellte.
 
8,1 Jesus aber ging zum Ölberg.
Dieser Vers gehört eng mit dem letzten von Kapitel 7 zusammen. Die Verbindung zeigt sich besser, wenn man die beiden Sätze so verbindet: »Und jeder ging nach seinem Haus, aber Jesus ging nach dem Ölberg.« William MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, 1997, S. 399.
 
Auf dem Ölberg hielt Jesus die Rede über die Endzeit (Mt 24,3). Dort am Ölberg fuhr Jesus wieder in den Himmel auf (Apg 1,12) und Sacharja weissagt, dass am Tage des Herrn »seine Füße auf dem Ölberg stehen werden« (Sach14,4). Somit ist der Ölberg gleichsam ein Schnittpunkt zwischen Himmel und Erde.
 

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